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Laut-Malereien, so ließe sich in etwa die Philosophie des Künstlerpaares
Leo Schmidt / Hanna Michel umschreiben. Und wohl nicht zufällig schafft
"Leo" Philipp Schmidt Skulpturen und weiß auch mit der Farbpalette umzugehen.
Lang ist es her, da definierte sich die Tätigkeit des gebildeten Menschen in den sogenannten sieben freien Künsten, den "Artes liberales", die zum Grundwissen der Antike und des Mittelalters zählen. Etwas von dieser ganzheitlichen Kunstauffassung ist auf dem exklusiven Label Valle Venia noch spürbar, das mit seltener Intensität und Elan von Johanna Michel und Hermann Schmidt seit 1988 betrieben wird. Dabei muss das Pensum erstaunen, mit dem das Paar tagtäglich ihre vielfältigen Aktivitäten verfolgt. Manche würden bei dem Tagesprogramm passen. Doch wo ein Wille ist, scheint auch ein Weg zu sein. Offenbar lassen ihre Fulltimejobs als Ärzte beiden noch Zeit, der eigentlichen Passion zu frönen: der multimedialen Kunsterforschung. Während Michel Drehbücher schreibt und Filme dreht, arbeitet Schmidt nebenbei als Architekt, Maler, Komponist und - Musiker. Die Erfahrungen und Eindrücke aus den vielfältigen Bereichen beider Partner fließen dann in regelmäßigen Abständen zusammen in gemeinsame Projekte.
"Wir arbeiten immer projektbezogen" erklärt Hanna Michel, "das heißt, wenn die Stücke auskomponiert sind, kontaktieren wir bestimmte Leute, und wir treffen uns dann alle. So verhält es sich auch mit unseren Musikern, die aus einem multikulturellen Umfeld stammen. In dieser Vielfalt finden alle unsere Treffen statt. Meistens dauern die eigentlichen Aufnahmen dann eine Woche, wobei wir bei der Auswahl aller Beteiligten sehr vorsichtig sind. Voraussetzung für eine gemeinsame Arbeit ist nun einmal, dass wir uns auch mit den Leuten verstehen."
Solch einer glücklichen Fügung innerer Seelenverwandtschaft ist es wohl zu verdanken, dass sich die Valle Venia- Betreiber mit der englischen Popsängerin Sam Brown zusammengetan haben. Fragile (Edel) heißt das Album, das im Grunde schon im Titel verrät, womit hier zu rechnen ist: Zarte, eben zerbrechlich wirkende Klangminiaturen, mitunter ein wenig an Sally Oldfield erinnernde Stimme von Sam Brown stets Bodenhaftung behalten.
Schon beim ersten Anhören wird deutlich, dass man sich hier mehr Gedanken gemacht hat über die Art des Arrangements, als es bei herkömmlichen Pop-Produktionen üblich ist. Der Fundus an akustischen Instrumenten wie Cembalo, Cello, Klavier, Geigen, und Gitarren verleiht dem Ganzen jene selten anzutreffende Schwermut in der Leichtigkeit, in der der Zuhörer dazu eingeladen ist, sich in eine unbegrenzte Klangwelt entführen zu lassen. Offenkundig kommt dabei die Erfahren Schmidts als Architekt zum Tragen: "Für mich ist die Musik die vierte Dimension, die es zu entdecken gilt. Sie ist das Medium, das Zeit und Raum vereint."
Tom Fuchs